Jurybegründung Tabori Auszeichnung 2023: Heinrich Horwitz

Mit der Tabori Auszeichnung 2023 ehrt die Fachjury des Fonds Darstellende Künste Heinrich Horwitz, ausgewählt aus allen Künstler*innen und Gruppen, die der Fonds Darstellende Künste in den letzten fünf Jahren gefördert hat.

Heinrich Horwitz inszeniert mit einem fluiden Kollektiv künstlerische Reflektionen vom nonbinären Sein und der gesellschaftlichen Rolle von Gender und Geschlecht. Sowohl als Regisseur*in wie Performer*in und Choreograf*in – zeitweise alles in einer Produktion – verqueert Heinrich Horwitz Erzählungen, schreibt „Herstories“ anstelle von einer his-story und gestaltet utopische Szenarien, für die Mythen und Traditionen immer wieder den Ausgangspunkt bilden. So wird die Figur der Amazone in „Glauben Sie unbedingt, dass ich eine Amazone bin“ (2020) auf ihre queer-feministische Aktualität hin befragt und in dem aktivistisch-zeremoniellen Umzug „Amazon Rising“ (2021 und 2022) – – durch Berlin Mitte – – in ein Heute transferiert, um sie als Cyberfeministin wieder auferstehen zu lassen.

Geschichte und Tradition auf und mit Queerness zu befragen, steht auch bei „DRAG and DRUM” im Fokus. Queerness wird jüdischen Ritualen gegenübergestellt, mit dem Resultat, dass die künstlerische Hinterfragung und die Neuorientierung von gesellschaftlichen Ansichten und Strukturen eine ebenso lustvolle wie herausfordernde Grundlage für Vielfalt und Gleichberechtigung bilden.

Heinrich Horwitz‘ Performances wohnt der Wunsch nach einer Gemeinschaft inne, die Vielfältigkeit feiert und Dissens überwindet. Der Verbindung von Performance, Tanz, Musik mit Aktivismus und gelebten Erfahrungen gelingt es, aus einer marginalisierten Perspektive überraschende, bildstarke Kunst zu kreieren, die bisweilen Formen sprengt und ebenso herausragend, wie singulär in der Szene ist.

Die Fachjury des Fonds Darstellende Künste vergibt die Tabori Auszeichnung 2023, dotiert mit 15.000 Euro, an Heinrich Horwitz.